Übergeordnete Ziele
Ökologie
Eine Revitalisierung verstärkt die natürlichen Funktionen eines Fliessgewässers und fördert insbesondere den Selbstreinigungsprozess, den natürlichen Stoffaustausch zwischen Wasser und Gewässersohle sowie die Wechselwirkung mit der Umgebung. Der Verlust an Biodiversität wird gebremst.
Voraussetzung für eine Revitalisierung ist ausreichender Raum für das Gewässer. Genügend Raum lässt die Eigendynamik des Gewässers zu und begünstigt eine standortgerechte Flora und Fauna; Pufferstreifen entlang des Gewässers bewirken weniger Nährstoffeintrag aus Landwirtschafts- und Siedlungsgebieten. Wenn für das Gewässer nicht genügend Raum zur Verfügung steht, ist die Strukturvielfalt im Gerinne selbst mit Elementen wie Faschinen, Buhnen usw. zu erhöhen.
Erholungsnutzung
Ein naturnahes Fliessgewässer bietet Anwohnern die Möglichkeit zur Naherholung vor der Haustür. Durch eine Abflachung der Ufer und eine ansprechende Gestaltung kann der Zugang zum Wasser erleichtert werden. So lädt ein schöner Bachlauf zum Verweilen, Spielen, Spazieren und Joggen ein.
Landschaft und Lebensräume
Gewässer strukturieren die Landschaft. Revitalisierte Gewässer können zur Erhaltung der kleinräumigen Schweizer Kulturlandschaft beitragen und diese mit der Naturlandschaft verbinden. Gewässer sind untereinander und mit ihrer Umgebung vernetzt und ermöglichen es Tieren und Pflanzen, sich entlang ihrer Achse auszubreiten.
Fische und aquatische Kleinlebewesen werden durch Abstürze über Schwellen, Wehre und andere Bauwerke daran gehindert, in weiter obenliegende Gewässerabschnitte aufzusteigen. Mit einer Revitalisierung werden solche Hindernisse entschärft.
Eine vielfältige Ufervegetation im jahreszeitlichen Wandel ist der Lebensraum von zahlreichen Lebewesen an Land und im Wasser (v.a. Amphibien und Insekten, aber auch Vögel und Nagetiere).
Hochwasserschutz
Ein grosszügiges Gerinne und ein ausreichend breiter Gewässerraum gewährleisten einen sicheren Hochwasserabfluss. So können die maximalen Wasserspiegel gesenkt und Schäden verhindert werden.
Partizipation
Eine gelungene Revitalisierung berücksichtigt die Anliegen und das Wissen der lokalen Bevölkerung. Die Anwohnenden, Landwirte, Grundeigentümerschaften, Gemeindevertretungen und weitere Interessierte werden frühzeitig in den Planungsprozess einbezogen. Ihre Erfahrungen und Bedürfnisse bilden eine wichtige Grundlage für die Entwicklung tragfähiger und lokal verankerter Lösungen.
Im Rahmen des Projekts zur Revitalisierung der Seewag werden gelegentlich Veranstaltungen durchgeführt. Ziel ist es, die Perspektiven der Betroffenen aufzunehmen, Bedenken ernst zu nehmen und gemeinsam tragbare Lösungen zu finden – sei es zur Gestaltung des Gewässerraums, zur späteren Pflege oder zur Nutzung als Naherholungsraum.
Partizipation schafft Akzeptanz, erhöht die Identifikation mit dem Projekt und fördert den langfristigen Erhalt der aufgewerteten Gewässerlandschaft. Sie ist damit ein zentraler Bestandteil einer nachhaltigen und erfolgreichen Revitalisierung.
Geplante Massnahmen
Die Seewag soll naturnaher gestaltet und ökologisch aufgewertet werden. Gleichzeitig wird der Schutz vor Hochwasser verbessert. Dafür sind im Projektgebiet verschiedene Massnahmen geplant:
Mehr Raum für das Wasser
Ein zentraler Schritt ist die Ausscheidung des Gewässerraums auf 11 bzw. 13 Meter. So erhält der Bach mehr Platz, um sich natürlich zu entwickeln – bei Normalabfluss, aber auch bei Hochwasser. Die Ufer werden abgeflacht, wodurch sich der Bach besser in die Landschaft einfügt und für Pflanzen, Tiere und Menschen zugänglicher wird.
Weniger Beton, mehr Natur
Viele Uferbereiche der Seewag sind heute stark verbaut – mit Holzpalisaden, Steinen oder Betonkonstruktionen. Diese Schutzbauten sind oft in schlechtem Zustand und verhindern eine natürliche Entwicklung des Gewässers. Nicht mehr benötigte Verbauungen werden zurückgebaut und durch naturnahe Lösungen ersetzt. Verbauungen, welche sowohl in einem guten Zustand als auch im Sinne der Revitalisierung sind, werden belassen. Verbauungen mit Hochwasserschutzcharakter werden aufrechterhalten.
Lebensräume für Tiere und Pflanzen
Die Seewag soll künftig wieder mehr Lebensraum für Tiere wie das Bachneunauge, den Edelkrebs oder Libellen bieten. Dafür werden:
- natürliche Kies- und Sandflächen eingebracht,
- Faschinen, Totholz und Wurzelstöcke platziert,
- neue Strukturen wie kleine Inseln, flache Uferzonen oder Ufergehölze geschaffen.
Diese Massnahmen fördern die Artenvielfalt und machen den Bach ökologisch wertvoller.
Sichere und naturnahe Brücken und Durchlässe
Einige Brücken und Bachdurchlässe – etwa bei der Bahnlinie oder in der Landwirtschaftszone – sind heute zu eng oder stellen Hindernisse für wandernde Fische dar. Diese Bauwerke sollen – den Verhältnissen entsprechend – ersetzt oder angepasst werden, damit Wasser und Tiere ungehindert passieren können. Auch die Hochwassergefahr wird dadurch reduziert.
Pflege und Erhalt
Ein Bach braucht auch nach der Aufwertung regelmässige Pflege – etwa um Verlandung zu verhindern oder Uferpflanzen im Gleichgewicht zu halten. Gemeinsam mit den der Gemeinde und den Landwirten wird ein Pflege- und Unterhaltskonzept erarbeitet. So bleibt die Seewag langfristig ein gesunder Lebens- und Erholungsraum.
Naherholung für die Bevölkerung
Der Spazierweg entlang der Seewag – der Birkenweg – bleibt erhalten und wird, wo möglich, aufgewertet. Neue Sitzgelegenheiten oder Informationstafeln sind geplant. Ziel ist es, dass die Seewag wieder ein attraktiver Ort zum Verweilen, Spazieren und Naturerleben wird.
Schrittweise Umsetzung mit Erfolgskontrolle
Die Wirkung der Massnahmen wird regelmässig überprüft. So kann das Projekt laufend optimiert und bei Bedarf angepasst werden. Die Umsetzung erfolgt schrittweise.