Zu Fuss gehende wechseln kontinuierlich zwischen Gehen und Verweilen. Die Aufenthaltsqualität öffentlicher Räume sowie der Strassenräume ist daher von grosser Bedeutung gerade auch hinsichtlich zunehmender Hitze. Die Aufenthaltsqualität ist dabei abhängig von der Gestaltung der Infrastruktur sowie weiteren Massnahmen wie der Klimaanpassung und Biodiversitätsförderung.
Infrastruktur
Fussverkehr Schweiz widmet sich dem Thema «Aufenthalt im öffentlichen Raum» mit Publikationen zu den Themen Restflächen aufwerten, öffentliche Sitzbänke, Mobilität im Alter – Bewegungs- und Begegnungsorte, Qualität von öffentlichen Räumen sowie Sitzen im öffentlichen Raum. Dazu bietet der Fachverband ein Angebot für Gemeinden: die Analyse des Sitzbank-Netzes die dann in Empfehlungen für Ergänzungen resultiert.
Um die Qualität öffentlicher Räume einzuschätzen stellt ein Bericht von Fussverkehr Schweiz Methoden zur Erhebung von Verweilaktivitäten und zur Bewertung der Qualität öffentlicher Räume vor. Wissen und Daten aus Erhebungen sind für die Planung und die Politik wichtig, damit ein Thema in der Prioritätensetzung angemessen berücksichtigt werden kann
Klimaanpassung und Biodiversitätsförderung
Die Qualität öffentlicher (Strassen-)räume ist auch immer mehr beeinträchtigt von der zunehmenden Hitzebelastung. Durch den starken Versiegelungsgrad sowie den dunklen Strassenbelägen heizen sich die Oberflächen auf, es kommt zu verminderter Abkühlung in der Nacht sowie weniger abkühlenden Verdunstungsprozessen. Schnell ablaufendes Niederschlagswasser ist ein weiterer Effekt. Gesundheitliche Risiken und verminderte Aufenthaltsqualität sind das Ergebnis davon.
Um der erhöhten Hitzebelastung zu begegnen, können verschiedene wirkungsvolle Massnahmen umgesetzt werden. Die Wegleitung Hitzeminderung bei Strassenprojekten des Kantons Zürich geht von drei Stossrichtungen aus: 1. Entsiegelung und Begrünung, 2. Beschattung und 3. Erhöhung des Rückstrahlvermögens von Oberflächen.
Massnahmen zur Reduktion der Hitzebelastung und der Anpassung an den Klimawandel weisen zudem Synergien mit Massnahmen der Biodiversitätsförderung (Strategie Biodiversität Kanton Luzern), der akustischen Gestaltung von Strassenräumen sowie zum Ausbau blau-grüner Infrastruktur (z.B. Projekt Schwammstadt Luzern) auf, die wiederum die Aufenthaltsqualität von öffentlichen Räumen verbessern.
Für den Fussverkehr und die Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum ist blau-grüne Infrastruktur zunehmend unabdingbar, als Schutz vor Hitzeinseln aber auch Starkniederschlagsereignissen. Der Begriff blau-grüne Infrastruktur umfasst einerseits blaue Infrastruktur, die Wasser als wertvolle Ressource behandelt. Regenwasser verdunstet oder versickert möglichst vor Ort. Bei Starkniederschlägen wird es zurückgehalten oder gezielt geleitet. Die Speicherung von Wasser trägt in Trockenperioden zur Versorgung der Vegetation bei. Grüne Infrastruktur umfasst Grünanlagen, begrünte Dächer oder Fassaden.
Die HafenCity Universität in Hamburg führt zu blau-grüner Infrastruktur in der Strassenraumgestaltung das Forschungsprojekt BlueGreenStreets durch. Dazu liegen nun ein Praxisleitfaden (Toolbox A) und Steckbriefe der blaugrünen Elemente (Toolbox B) für eine multifunktionale Strassenraumgestaltung urbaner Quartiere vor. Die Inhalte wurden gemeinsam von Forschenden und Planenden verschiedener Fachrichtungen, u.a. aus den Disziplinen der Landschaftsarchitektur, der Stadt-und Verkehrsplanung, der Wasserwirtschaft, der Klimatologie und der Ökonomie, entwickelt.
Mit der Publikation «Hitze in Städten. Grundlage für eine klimaangepasste Siedlungsentwicklung» (2018) gibt auch das Bundesamt für Umwelt BAFU Informationen und Empfehlungen weiter an alle Personen, die in Verwaltungen von Kantonen, Agglomerationen, Städten und Gemeinden mit Siedlungsentwicklung beschäftigt sind, sowie an Planende und Interessierte, die das Thema Klimaanpassung aktiv angehen wollen.
Angesichts der Herausforderungen der Klimaproblematik hat Fussverkehr Schweiz ein Positionspapier verfasst mit dem Ziel, die Bedeutung des Fussverkehrs hervorzuheben und Wege für fussverkehrsfreundlichere und besser an die klimatischen Bedingungen angepasste Städte und Gemeinden vorzustellen.