Geschichte des Hochwassers in Kriens

«In Kriens muss man niemandem erklären, dass Hochwasser ein Thema ist». So beschreibt ein Projektleiter der Abteilung Naturgefahren die besondere Situation von Kriens. Die Stadt liegt zwischen Pilatus, Sonnenberg und Schattenberg und ein dichtes Bach-Netz prägt die ganze Landschaft. Die berüchtigten Pilatus-Gewitter fallen auch für Schweizer Verhältnisse zum Teil ungewöhnlich heftig aus.

Häufige Hochwasserereignisse in Kriens

Hochwasser sind in Kriens in den letzten 500 Jahren belegt. Bis ins 18. Jahrhundert brachen der Krienbach und der Renggbach bei grossen Gewittern regelmässig aus und verursachten Überschwemmungen in der Stadt.

Auch in den letzten Jahrzehnten wurden in Kriens alle paar Jahre Hochwasser beobachtet. Die Ereignisse in den Jahren 1960, 1999 und 2014 zählen zu den grössten Unwettern der jüngsten Geschichte. Jedes Mal hat ein heftiges Gewitter mit besonders starkem Regen in relativ kurzer Zeit Überschwemmungen und Murgänge ausgelöst. Im Sommer 2022 wurden zum Beispiel Niederschläge von 60 mm pro Stunde in Kriens und Obernau gemessen. Ein durchschnittliches Gewitter misst vergleichsweise 25 mm pro Stunde.

Auffallend ist, dass Dauerregen, die regional zu grossen Überschwemmungen führten, in Kriens keine Hochwasser verursachten. Überschwemmungen wurden hier fast ausschliesslich von kurzen, intensiven und lokal begrenzten Niederschläge in Gewitterform ausgelöst. 

  • Hochwasser 2014 – Murgang im Obernau

  • Unwetter 1960, Einfahrt Brunnenhöfli. Foto: Hermann Widmer, Obernauer Chronik


Bauliche Schutzmassnahmen

Bis weit ins 20. Jahrhundert wurde der Krienbach vom Gewerbe intensiv genutzt und war eine Art Lebensader für Kriens und die Stadt Luzern. Flur- und Hausnamen entlang der Obernauerstrasse, wie Sägeschmitte, Hammerschmitte, Feldmühli, Pulvermühleweg, usw. zeugen davon.

Wie in dieser Zeit üblich, wurden auch in Kriens private und industrielle Abfälle mit Hilfe der Bäche entsorgt. Dies führte nicht nur zu Gestank, sondern begünstigte auch die Ausbreitung von Krankheiten. Aus diesem Grund wurde ab den 1910er-Jahren der Krienbach streckenweise überdeckt. Vielerorts wurde er – wie andere Bäche auch – mit einem aus heutiger Sicht zu knappen Abflussprofil versehen, sodass das Wasser bei starken Niederschlägen nicht vollständig abgeführt werden konnte und über die Ufer trat.

Um das Hochwasserproblem zu lösen und das saubere Bachwasser vom Schmutzwasser zu trennen, wurde von 1991 bis 1994 der «neue» Krienbachkanal erstellt. Dieser führt seither von der Busschleife via Amlehn und Eichhof durch den Sonnenberg direkt in die Reuss. Der alte Krienbachkanal dient seither als Kanalisation. Er verläuft noch immer am ursprünglichen Wasserlauf entlang der Obergrundstrasse.